04.05.2017

Vielseitiger Spezialist

Das Technische Hilfswerk unterstützt Rettungskräfte flexibel in Gefahrensituationen

Von Matthias Jansen

Tuttlingen - In der ersten Reihe der Hilfskräfte ist das Technische Hilfswerk nicht zu finden. Dort stehen die Polizei, die Feuerwehr oder die Rettungsdienste. Eine Aussage über die Bedeutung des THW ist damit aber nicht getroffen. Auf die Unterstützung der blau-gekleideten Frauen und Männer können die anderen Helfer nämlich nicht verzichten. "Wir sind vielseitig", sagt Frank Göller, Ortsbeauftragter für Tuttlingen.

Die Katastrophenschutzorganisation des Bundes, die dem Innenministerium unterstellt ist, hat sich beinahe zu einem Alleskönner spezialisiert. In den 668 Ortsverbänden in Deutschland sind Fachgruppen angesiedelt, die flexibel in verschiedenen Gefahrenlagen eingesetzt werden können. Von der Beleuchtung und dem Brückenbau über die Elektro- und Trinkwasserversorgung bis zum Orten, Bergen, Räumen und Sprengen: All dies kann das THW durch die Vielzahl der spezialisierten Einheiten leisten. Zudem werden Polizei und Feuerwehr von Fachleuten des THW beraten.

Beim Tuttlinger THW ist eine Fachgruppe besonders für die Bekämpfung von Hochwasser ausgebildet. "Die Stadt liegt an der Donau. Da sind wir nicht vor Hochwasser verschont", sagt Göller, der an die Überschwemmung durch den Seltenbach 2014 oder das abgebrochene Southside-Festival 2016 erinnert. Mit zwei Booten mit Bodenseezulassung (25 und 90 PS) sowie einer Gesamtpumpenleistung von 25 000 Liter pro Minute ist das THW mit der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen für einen Ernstfall gerüstet. In Trossingen ist die Fachgruppe Räumen, in Villingen-Schwenningen die Fachgruppe Elektroversorgung angesiedelt.

Allerdings ist das THW auch nicht nur in Katastrophen - bei Naturereignissen, CBRN-Lagen (chemische, biologische, radiologische oder nukleare Bedrohung), Anschlägen oder Attentaten - für den Bevölkerungsschutz im Einsatz. Auch bei gesellschaftlichen Großereignissen wie run&fun, dem Stadtfest oder dem Honberg-Sommer kümmert sich das Hilfswerk um den reibungslosen Ablauf.

"Technikaffin" sollte man sein

"Technikaffin", sagt Göller, sollten die THW-Mitglieder schon sein. "Es müssen aber keine ausgebildeten Techniker sein." Das nötige Wissen würde den künftigen Helfern in Lehrgängen vermittelt, meint der Tuttlinger Ortsbeauftragte. Unter den 60 Mitgliedern - 45 Frauen und Männer sowie 15 Junghelfer (zehn bis 17 Jahre alt) - sind alle Berufsgruppen vertreten. "Auch Mitarbeiter der Verwaltung, die in ihrer Freizeit etwas ganz anderes machen wollen." Ab 17 Jahren können die Junghelfer ihre Grundausbildung absolvieren. Nach 120 Dienststunden, in denen alle Bereiche kennengelernt werden, steht eine Prüfung. "Dank der guten Ausbildung schafft das jeder."

Über weiteren Nachwuchs, vor allem aber im Bereich 40 plus, würde sich Göller freuen. Probleme, dass sich die Einsätze und die Arbeit nicht vereinbaren lassen, dürfte es eigentlich nicht geben. "Mitglieder des THW werden vom Arbeitgeber freigestellt und der Lohn wird weitergezahlt. Das THW zahlt die Summe dann aber an den Arbeitgeber zurück", sagt Göller, der mit dem Technischen Hilfswerk schon vier Wochen im Iran war, um Häuser für kurdische Flüchtlinge zu bauen. "Das THW hilft auch im Ausland", sagt Göller.

Das Jahr 2017 ist für das THW in Tuttlingen ein besonderes Jahr. Denn die Ortsgruppe besteht bald seit 65 Jahren. Eine größere Feier wird es allerdings nicht geben. Der Blaulichttag sei selbst schon eine besondere Veranstaltung, meint Göller. Er wünscht sich, dass an diesem Tag das "gute Miteinander der Organisationen" deutlich wird und die verschiedenen Einsatzoptionen dargestellt werden.

Neben der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen besteht die Ortsgruppe Tuttlingen noch aus einem Bergungszug mit zwei Bergungsgruppen sowie einem Zugtrupp.

Gränzbote vom 04.05.2017

 


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